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26.10.09, 19:04:33

carolinus

(Mitglied)

Auf Grund des Steindrucks existieren von Bergedorfmarken teilweise enorme Formatunterschiede.

Krötzsch unterscheidet prinzipiell zwei Fälle. Bogen und damit auch Marken die kürzer und schmaler bzw. länger und breiter als andere sind, erklärt er durch Feuchtigkeitsunterschiede des Papiers während des Druckes, bzw. durch mehr oder weniger Wassergehalt in der Gummierung. Diese Formatunterschiede sind nur gering.

Im anderen Fall zeigen sich Abweichungen wie hier dargestellt. Marke B ist wesentlich länger aber schmaler als Marke A.



Ein Bogen und damit auch jede Marke ist kürzer aber breiter, bzw. länger aber schmaler, nennt Krötzsch kreuzweise Formatabweichung. Sie können durch Feuchtigkeitsunterschiede nicht erklärt werden.

Krötzsch erläutert ihr Zustandekommen folgendermaßen:
Im Steindruck wird der mit dem zu druckenden Bogen belegte Druckstein zunächst mit dem Rand der einen Breitseite unter einem mit Filz belegten Drucksteg geführt. Der Drucksteg wird dann mit einer Hebelvorrichtung auf den Rand des Drucksteins herab gepresst. Schließlich wird der Druckstein mit dem Druckbogen und einem Auflagebogen unterhalb des feststehenden pressendes Drucksteges hingezogen. Die kreuzweise Formatabweichung kann nun durch verschiedenseitiges Durchziehen der Druckform zurückgeführt werden, z.B. indem der Drucker den Druckstein in der Druckpresse drehte.

Eine andere Möglichkeit sei, dass zunächst ein Andruck in geringer Auflage erfolgte und ein anderer Drucker mit anderer Druckgewohnheit (Quer- statt Lang-Einlegen des Drucksteins in die Druckpresse) den Rest der Auflage druckte.

Die Ursache der kreuzweisen Formatabweichung ist nach Krötzsch in jedem Fall in der verschiedenartigen Lage des Drucksteins zu sehen.

Eine weitere Möglichkeit hält er für unwahrscheinlicher aber auch möglich. Bei genauer Prüfung der Originalbogenränder stellt man fest, dass die Originalbogen Teile größerer Papierbogen waren, welche später getrennt wurden. Geschah der Druck mehrererer Bogen gemeinschaftlich von einem Druckstein, und waren die Bogen in verschiedener Stellung auf dem Druckstein umgedruckt, so ist der kreuzweise Formatunterschied ebenfalls erklärt.

Gruß carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
26.10.09, 19:05:33

Oliver Estelmann

(BPP-Mitglied)

geändert von: Oliver Estelmann - 27.10.09, 10:51:55

... "hingezogen" ...

Eine Bitte:
Kannst du mir das eventuell noch ein wenig genauer erklären?
Irgendwie komme ich mit hingezogen nicht klar, denn laut
meinem Verständnis ist doch die Zuführung des Materials für
den endgültigen Druckvorgang von eher geringer Bedeutung,
oder?

Bisher nur "Bahnhof" in meiner Rübe. zwinkern
27.10.09, 10:50:55

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 27.10.09, 11:12:01

Von Bergedorf-Marken verstehe ich zwar schlicht nichts, ggf. gibt es aber eine Parallelität zu sächsischen Marken, mit der sich die Formatunterschiede erklären lassen:

Die Papierherstellung erfolgte ursprünglich in "Bütten", aus denen der Papierbrei (Fasermaterial nebst Leim) mit Sieben geschöpft wurde. Dabei lagen die Fasern völlig ungeordnet übereinander.

Später wurde dieser Vorgang mechanisiert, indem das Sieb aus einem umlaufenden Band bestand, auf das der Papierbrei gleichmäßig gegossen wurde. Am Bandende - nach Trocknung - rollte man das Papier dann auf.

Bei diesem Vorgang richteten sich die Fasern bevorzugt in Laufrichtung des Bandes aus. Das Papier erhielt also eine gewisse Struktur, die sich u.a. in Festigkeitsunterschieden zwischen Längs- und Querrichtung äußerte.

Beim Druck konnte sich das insofern bemerkbar machen, als auf gefeuchtetes Papier gedruckt wurde, das anschließend beim Trocknen in Längs- und Querrichtung unterschiedlich schrumpfte.

Wenn nun die Druckbogen nicht systematisch in einer Laufrichtung eingelegt worden sind, müssen zwangsläufig "breite" und "schmale" bzw. "hohe" und "niedrige" Druckbilder auftauchen.

Möglicherweise lassen sich an den Marken unter dem Mikroskop unterschiedliche Faserverläufe erkennen.

Beste Grüße

Altsax

PS: Siehe dazu auch den Beitrag zu den Papierunterschieden der sächsischen Kopfausgabe.
27.10.09, 11:10:37

carolinus

(Mitglied)

Ich stelle mir vor, dass der feuchte Papierbogen durch das Einspannen etwas gezogen wird. Auf das unter Spannung in einer Richtung stehende Papier wird gedruckt. Beim Trocknen schrumpft das Papier wieder. Und je nach Richtung des Drucks entstehen die erwähnten kreuzweisen Formatunterschiede.

Zwei Möglichkeiten kommen also in Betracht.

1. Entweder wurde der Stein um 90° gedreht.

2. Beim Druck der einzelnen Bogen auf dem gesamten
Papierbogen waren auf dem Druckstein die einzelnen Bogen in verschiedener Stellung auf dem Druckstein umgedruckt.

Die Abbildung zeigt eine solche mögliche Zusammenstellung auf einem Druckstein für die Nummer 3.



Quelle: Krötzsch, Handbuch der Postfreimarkenkunde

Krötzsch vermutet aber, dass der große Papierbogen bereits vor dem Druck geteilt war. Die geringe Auflage von 500 Bogen bei der Nummer 3 sei zu gering, um von den Einzelbogen mehrere Umdrucke auf einem großen Druckstein zu machen. Die Möglichkeit 1 sei also die weitaus wahrscheinlichere.

Vielleicht kann ein Druckexperte den Vorgang auch noch besser erklären.

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
27.10.09, 13:55:39

Altsax

(Mitglied)

Hallo carolinus,

angesichts der Größe der Bergedorfer Druckbogen halte ich es für höchst unwahrscheinlich, daß im 5-fach Nutzen gedruckt wurde. Außerdem müßten sich dann entsprechende Typenunterschiede feststellen lassen, da es kaum möglich sein dürfte, die 5 Drucksteinflächen exakt identisch auszuführen.

Mir erscheint eine in Längs- und Querrichtung unterschiedliche Papierstruktur als die wahrscheinlichste Ursache der Größenunterschiede. Wenn das Papier tatsächlich vor dem Druck gespannt worden ist, hätte sich dieser Effekt mit Sicherheit sogar noch verstärkt.

Wer über größere Mengen an Bergedorfmarken verfügt, sollte einmal die Papierstruktur unter starker Vergrößerung untersuchen.

Beste Grüße

Altsax
27.10.09, 14:13:32

carolinus

(Mitglied)

Zitat:
angesichts der Größe der Bergedorfer Druckbogen halte ich es für höchst unwahrscheinlich, daß im 5-fach Nutzen gedruckt wurde


Hallo Altsax,

genau das denke ich auch. Selbst bei den kleinen Bergedorfbogen hätte es ein sehr großer Druckstein sein müssen. Wenn ich mal wieder etwas mehr Zeit habe, werde ich mir die Papierstrukturen der Marken mal genauer anschauen. Vielleicht kann man unter einem Scanner schon etwas feststellen.

Beste Grüße,
carolinus

Hier vielleicht noch eine Einführung zum Steindruck.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lithografie


Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
27.10.09, 14:18:59

carolinus

(Mitglied)

Noch einmal zum Thema, die kreuzweisen Formatunterschiede haben mich nun doch beschäftigt! freuen

Bei der Nr. 5 habe ich jetzt auch ein bisschen gekramt und fand die beiden linken Marken, die breiter aber kürzer sind als die beiden rechten, die ein entsprechend schmaleres aber längeres Rechteck zeigen. Vielleicht nicht ganz so frappierend wie oben.



Beste Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
27.10.09, 17:29:51

Altsax

(Mitglied)

Hallo carolinus,

wenn die Größenunterschiede wertstufenabhängig differieren, dürfte die Papierstärke eine Rolle spielen. Vielleicht kannst Du die einmal messen, dann kommen wir der Sache schon etwas näher (dickeres Papier ist stärker "verfilzt" und somit generell fester).

Beste Grüße

Altsax
27.10.09, 17:43:03

carolinus

(Mitglied)

Hallo Altsax,

beim Messen ergäbe sich ein neues Problem, nämlich die Stärke der Gummierung, die bei den Bergedorfmarken mit Pinsel und Hand aufgetragen wurde. Und dementsprechend sieht sie auch aus. Mal dick, mal dünn, Krötzsch schreibt seitenweise darüber.

Und mal ein bisschen Werbung nebenbei:

Handbuch der Postfreimarkenkunde - Altdeutsche Staaten, von Hugo Krötzsch

Besseres gibt es für den Sammler der Norddeutschen Staaten bis heute nicht. Für den Bergedorfsammler 170 Seiten nur über dieses Sammelgebiet. Auch Braunschweig-, Bremen-, Hamburg-, Hannover-, Lübeck-, Mecklenburg-, Oldenburg- !!!, Preussen- und NDP-Sammler kommen voll auf ihre Kosten.

Sammler anderer altdeutscher Staaten können dieses Werk übrigens beruhigt abhaken!

Hast du eine spezielle Empfehlung eines präzisen Messgeräts für die Dickenmessung von Marken?

Beste Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
27.10.09, 18:33:38
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