Autor Nachricht

Administrator

(Administrator)

Der nachfolgende Text wurde automatisch eingefügt.

Hallo liebe Teilnehmer,

herzlich willkommen zum neuen Thema Brief nach Gilgenburg

Versucht beim Schreiben immer sachlich zu bleiben. Drückt euch klar aus, damit jeder Leser versteht, ob ihr Fachwissen teilt oder eure Meinung zu einem Thema sagt.

Verzichtet auf Kommentare über andere Teilnehmer. Kommentiert gerne die Aussagen anderer. Wir wollen über Philatelie diskutieren und nicht über Philatelisten freuen

Wir wünschen viel Freude am Hobby Philatelie!
09.03.21, 09:43:22

vozimmer

(Mitglied)

Hallo miteinander,

Auf diesen Brief bin ich im Archiv von Karl Ohle gestoßen und ich hoffe, dass mit Hilfe von Preußenkennern hier im Forum die notierten Taxen geklärt werden können.

Vorab sei gesagt, dieser Brief liegt mir (leider) nicht vor und ich bin bei einer Recherche zu einem anderen Brief, den ich dann später hier vorstellen möchte, auf ihn gestoßen.



Der Brief ist beim Preußischen Postamt in Bergedorf aufgegeben worden (Datierung auf der Rückseite auf das Jahr 1843).

Empfänger war der Magistrat in Gilgenburg, der Brief wurde ungeöffnet als Retoure zurückgesendet. In der Beschreibung wurde beschrieben, dass der Empfänger das Porto nicht gezahlt hat und der Brief entsprechend wieder zurückgesendet wurde.
Angaben zu den weiteren Vermerken sind in der Beschreibung nicht vorhanden.

Nun zur Entschlüsselung des Briefes, soweit ich dazu beitragen kann.
Der Brief ging nach Gilgenburg, das ist schon erstaunlich, denn Gilgenburg liegt im heutigen Polen und heißt heute Dabrónow, es ist Luftlinie 650 Km von Bergedorf entfernt. Ich habe sowohl im Ortsverzeichnis von stampsX, als auch im alten Ritter nachgeschaut, ein näherliegender liegendes Gilgenburg habe ich nicht gefunden. Bemerkenswert ist, dass das Amt Bergedorf zwar eine umfangreiche Korrespondenz hatte, zum allergrößten Teil aber in die benachbarten Ämter.
Der Vorderseite können wir noch entnehmen, dass der Brief in die zweite Gewichtsstufe viel, oben links ist 1 1/4 Lot notiert.
Der Brief wurde als Portobrief aufgegeben, da kein Frei-Vermerk (mit entsprechendem nebengesetztem Porto) notiert wurde.
Zu sehen sind noch (in der Reihenfolge, in der sie meiner Meinung nach angebracht wurden) eine mit rötlichbrauner Tinte notierte Taxe ´22.´ mittig links, oben, wohl mit gleicher Tinte der Vermerk ´retour´. Darunter eine unterstrichene ´22´ mit Rötel. Mit diesem Rötel wurde auch die erste ´22.´ dreimal unterstrichen.
Zu guter Letzt wurden beide 22 mit roter Tinte gestrichen und ´34 ß´ für 34 Schillinge mit gleicher roten Tinte notiert.

Kommen wir zur Rückseite



Auf der Rückseite findet sich eine längere Notiz:
"Die unterzeichnete Behörde ist nicht ver-
pflichtet, portopflichtige Briefe anzu-
nehmen, daher gehet … zurück
Gilgenburg den 4. Novbr 1843.
Der …gistrat"


Die für mich wesentliche Frage ist, warum in Bergedorf für den zurückgegangenen Brief 34 Schillinge notiert wurden? Wer hat die bezahlt?
Möglicherweise scheint diese Frage naiv, aber ich bin bisher davon ausgegangen, dass ein nicht angenommener Brief einfach zurückgegeben wurde.

Grüße, Volker


P.S. Die Bemerkung, dass zu den Taxen und Vermerken keine weiteren Beschreibungen vorliegen ist nicht negativ gemeint. Im Gegenteil dürfen sich Bergedorf-Sammler glücklich schätzen, dass Herr Ohle über Jahrzehnte Informationen über Bergedorf Briefe in einem Archiv zusammengetragen hat. Dieses Archiv ist gerade bei den seltenen Briefen sehr vollständig. Das ist z.B. daran erkennbar, dass ich praktisch alle Briefe der Auslandsposten in Bergedorf und den Amtsboten Post Briefen in diesen Unterlagen wiederfinde.

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
09.03.21, 09:44:22

Michael D

(Mitglied)

geändert von: Michael D - 09.03.21, 11:24:44

Hallo Volker,

der Brief wurde nach dem preußischen Tax-Regulativ von 1825 behandelt.
Entfernung 80-90 Meilen und bis 3/4 Loth: 11 Sgr.
Für die Gewichtsstufe 1 - 1,5 Loth fiel das doppelte Porto von 22 Sgr. an.
Die Reduktion in Schillinge ist plausibel, da der Absender in Bergedorf wohl nicht in preußischen Silbergroschen zahlen konnte.

Behörden in Preußen nahmen regelmäßig mit Porto belastete Briefe nicht an. Zahlungspflichtig war bei Nichtannahme immer der Absender.

Gruß
Michael
09.03.21, 11:22:51

vozimmer

(Mitglied)

Hallo Michael,

Großartig, vielen Dank für Deinen Beitrag!

Damit ist klar, das und warum die 34 Schillinge auf dem Preußischen Postamt in Bergedorf notiert wurden.

Ich habe zu dem Thema nur die Schriftenreihe "Amtsblatt des königlichen Post-Departments" gefunden, die starte aber erst 1846. Ist das von Dir genannte Tax-Regulativ im Internet zu finden?
Für die Beschreibung des nächsten Briefes aus Preußen nach Bergdorf würde ich die passende Taxe gerne selbst nachschlagen.

Liebe Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
09.03.21, 12:13:47

Klesammler

(Mitglied)

geändert von: Klesammler - 09.03.21, 17:45:48

Hallo Volker,

das Regulativ von 1824 findet man im Projekt Postverträge des DASV. Die PDF der Transskription kann ich dir per Email zuschicken. Das Original ist als PDF fast 9 MB groß.

beste Grüße

Dieter

PS: Mail ist raus.
09.03.21, 17:42:04

vozimmer

(Mitglied)

geändert von: vozimmer - 09.03.21, 19:42:21

Hallo Dieter,

die Mail ist angekommen, besten Dank für die Zusendung der Transkription.

Damit sollte die Beschreibung des nächsten Briefes, der über das Preußische Postamt in Bergedorf nach Geesthacht ging nichts mehr im Wege stehen.

Liebe Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
09.03.21, 19:41:35

Michael D

(Mitglied)

Hallo Volker,

mir waren noch die rückseitigen Ausgabestempel aufgefallen. Der obere mit Datum 23.10. stammt von der Zustellung in Gilgenburg. Der untere mit Datum 11.11. müsste von der Zustellung nach Rücksendung in Bergedorf stammen.
Es handelt sich um einen für Preußen typischen Stempel dieser Zeit. Anscheinend hatte das Preußische Postamt in Bergedorf eigene Postboten?
Die Frage mag für einen Bergedorf-Kenner trivial sein, aber ich frage mich, wieviel Briefe die Preußische Post wohl in Bergedorf auszutragen hatte ...

Gruß
Michael
10.03.21, 20:15:22

vozimmer

(Mitglied)

Hallo Michael,

zum Preußischen Postamt gibt es keine trivialen Fragen. Zur Ausstattung und Arbeit ist praktisch nichts bekannt. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass preußische Post in Bergedorf nicht ausgetragen wurde. Über eingehende Briefe bei der preußischen Post ist praktisch nichts bekannt, eingehende Post war wohl für den allergrößten Teil der Bergedorfsammler kein Thema. So ganz verwunderlich ist es nicht, das "gesuchte" Material besteht aus 13 Briefen mit dem preußischen Stempel, von denen 8 eindeutig Datierbar sind. Drei weitere Briefe sind über den großen Schwarzenbeck Stempel indirekt datierbar. Einen solchen indirekt der Preußischen Post zugeordneten Beleg habe ich hier im Forum einmal vorgestellt. Diese Briefe tragen natürlich keine Ausgabestempel.

In meiner Sammlung befinden sich zwei Briefe, die als eingehende Briefe in Bergedorf über das Preußische Postamt gelaufen sind, einen werde ich hier vorstellen, das Thema zum Gilgenburgbrief war dazu die Vorbereitung. Keiner der beiden Briefe trägt einen Ausgabestempel.

Beste Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
10.03.21, 21:50:19
Gehe zu:
Forum Regeln:

Es ist ihnen nicht erlaubt, neue Beiträge zu schreiben.
Es ist ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu erstellen.
Es ist ihnen nicht erlaubt, ihre Beiträge zu bearbeiten.
Es ist ihnen nicht erlaubt, ihre Beiträge zu löschen.


HTML Code ist AUS
Board Code ist AUS
Smilies sind AUS
Umfragen sind AUS

Benutzer in diesem Thema
Es lesen 1 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:

Ähnliche Themen
Thema Antworten Hits Letzter Beitrag
Gehe zum ersten neuen Beitrag Brief aus dem preußischen Wittstock
1 385
13.03.21, 14:09:00
Gehe zum letzten Beitrag von vozimmer
85 Dateien
Gehe zum ersten neuen Beitrag Zweikreisstempel
101 7513
06.03.24, 15:50:24
Archiv
Ausführzeit: 0.04 sec. DB-Abfragen: 14
Powered by: phpMyForum 4.1.4 © Christoph Roeder
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste und erhöhen deinen Komfort. Mit der Nutzung unserer Dienste erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden! Datenschutzerklärung