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stampsteddy

(Mitglied)

Zitat von myself:
Eine Nennwerterhöhung oder ein Aufdruck der neuen Landesbezeichnung - wie teilweise erfolgt - , würde ja noch einen Sinn ergeben.
Aber der Aufdruck eines Hakenkreuzes mit tollem Sprüchlein ist pure Propaganda und erfüllt keinen postalischen Zweck.
Ohne das Hakenkreuz würden die Marken vermutlich auch keine so große Beachtung finden.

Viele Grüße,
myself

Das Hakenkreuz ist der damaligen Zeit geschuldet. Wie gesagt, wenn auch gelöscht, das Aufdrucken der Böhmischen Krone hätte 1938 keinen Sinn ergeben.

Die Lokalausgaben Asch, Konstantinsbad und Niklasdorf, kommen bei den Aufdrucken auch ganz ohne Hakenkreuz aus und die beiden letzteren haben die meisten vierstelligen Katalogwerte. freuen

MfG
MP

03.08.21, 21:58:45

stampsteddy

(Mitglied)

Hallo,

zu dem von sanane gezeigten Beleg "REICHENBERG 3 4b 15.X.38" nach Prag ist noch zu erwähnen, dass dieser in der Tschechoslowakei zensuriert wurde.

Im Handbuch "Die Postzensur" von Karl Kurt Wolter steht hierzu geschrieben:

TSCHECHOSLOWAKEI (1938)
Hier wurde im Krisenjahr 1938 sowohl Inlands- wie Auslandspost zensuriert. Vor allem unterlag die Feldpost von den Manövern im Oktober und November 1938 einer strengen Kontrolle.


Dann werden verschiedenartige Zensuren unterteilt nach Zivil- und Feldpost-Zensurstempel unterteilt aufgeführt. Der einzeilige violettfarbene Zensurstempel CENSURVÁNO ist als Nr. 1 von zwei verschiedenen Zensurstempeln unter Zivil-Zensurstempel gelistet.

Beste Grüße
Markus

04.08.21, 08:07:36

stampsteddy

(Mitglied)

Hallo,

im Netz konnte ich eine interessante Ansichtskarte auskundig machen. Versteigert in der 49. Christoph Gärtner Auktion (= Bildquelle).

Offenbar besorgte sich der Absender die Überdruckmarken und Sonderstempel zuvor am Postamt Reichenberg 1 und sendete die Karte aber erst später, freigemacht mit einer DR 6 Pfg Hindenburg, ab dem 10.10.1938 (die zweite Tagesziffer ist nicht klar zu erkennen, dass könnte auch ein späteres Datum als der 10.10. sein) ab Postamt Reichenberg 2 nach Wien.

In Reichenberg gab es wohl drei Postämter, wie anhand der Postamtsziffern in den Tagesstempeln ableitbar ist.

Den Text auf der Karte habe ich, so gut wie es mir möglich ist, "übersetzt". Wer die wenigen fehlenden Worte ergänzen kann, der möge dies gerne tun.

Liener Rudolf,
... u. Willi!

Hoffentlich habt Ihr
unseren Brief schon erhalten
u. ... ... nur noch 1 Karte
mit den Sonderstempeln am ... (ersten ?)
Tage der Befreiung schicken.

Schreibt bald!
Heil Hitler!
Unterschrift des Absenders


Beste Grüße
Markus
Dateianhang (verkleinert):

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04.08.21, 23:06:33

drmoeller_neuss

(Mitglied)

geändert von: drmoeller_neuss - 04.08.21, 23:36:04

Viel interessanter wäre reine Bedarfspost mit diesen Aufdruckmarken aus dieser Zeit, z.B. eine Bestellung eines Einzelhändlers bei seinem Großhändler.

Gibt es solche Belege, oder wurde die Bedarfspost ausschliesslich mit den vorrätigen tschechischen Marken frankiert?

Sind diese Aufdruckmarken auch schon auf Postformularen aus dem Innendienst wie Paketkarten und Telegrammen aufgetaucht?
04.08.21, 23:35:13

myself

(Mitglied)

geändert von: myself - 05.08.21, 22:25:27

Eine einfache Frage ist auch:
Was unterscheidet z.B. Graslitz von den anderen Orten im Sudetenland, in denen eine "Notwendigkeit" für eine Lokalausgabe bestand.
Die so oft geforderten unbefleckten Bedarfsbelege konnten bisher nicht gezeigt werden. Und selbst wenn es solche gibt, war die Frankatur mit den überdruckten Marken zwingend notwendig?
Die parallele Verwendung von tschechischen Urmarken und überdruckten Marken widerspricht jeder sinnvollen zweckmäßigen Herstellung.
Insbesondere Aufdrucke wurden gerne benutzt, um Besonderheiten zu erschaffen, deren Notwendigkeit nicht nachvollziehbar ist und damit allein dem Eigeninteresse geschuldet sind.

Viele Grüße,
myself
05.08.21, 22:08:50

myself

(Mitglied)

geändert von: myself - 06.08.21, 00:25:39

Hallo stampsteddy,

hast du Kenntnisse zu den von mir und drmoeller_neuss gestellten Fragen, um das Thema vertiefen zu können?

Viele Grüße,
myself
06.08.21, 00:24:22

stampsteddy

(Mitglied)

Hallo,

die Fragen der Kritiker, zu diesen Lokalausgaben, waren 1940 und 1960 sowie heute schon immer die selbigen und alle Fragen sind im Handbuch Dr. Hörr bereits beantwortet. Auch die "Notwendigkeitsfrage".

Die Beantwortung der Notwendigkeitsfrage richtet sich nicht danach, ob hier oder da tschechische Marken noch zur Frankatur verwendet werden konnten oder nicht.

Die Lokalausgabe Asch wurde bereits am 22. September 1938 verausgabt. Also noch weit vor dem Münchener Abkommen vom 30.09.1938, welches zum 01.10.1938 in Kraft trat. Auf die besonderen geschichtlichen Hintergründe, der Lokalausgabe Asch, Stichwort "Freistaat Asch", wird im Handbuch Dr. Hörr ausführlich eingegangen.

Auf weitere Zitate aus dem Handbuch Dr. Hörr verzichte ich, da sie vom Forumsinhaber nicht gewünscht sind.

Beste Grüße
Markus

06.08.21, 04:52:32

sanane

(Gast)

Echte Bedarfsbelege mit überdruckten Marken habe ich trotz intensiver Suche nicht finden können. Vielleicht gibt´s einige wenige davon, und es sieht so aus, dass diese Belege, was Seltenheit angeht, mit Blauen Mauritius gleichzusetzen sind lachen

Meine bescheidene Meinung: Diese Überdrucke waren weder notwendig noch berechtigt.

Sie dienten nur für Propagandazweck und zur Geldbeschaffung.

Dass das Handbuch diesen philatelistisch wertlosen Vorgang politisch zu rechtfertigen versucht (wenn ich richtig verstanden habe) ist meiner Meinung nach erbärmlich.

Der Markt besteht, glaube ich, hauptsächlich von denen, die nach dem Krieg vertrieben wurden und jetzt alles als Andenken usw kaufen. Geneu wegen dieser Nachfrage, die wenig mit Philatelie zu tun hat, gibt´s einen Markt wo philatelistisch sinnfreie Belege da und dort gutes Geld bringen. Eigentlich kein Unterschied zu ETBs, die ja nur noch nach Heizwert bewertet werden.
06.08.21, 10:33:27

stampsteddy

(Mitglied)

Hallo,

die Marken sind aus einem politischen Hintergrund entstanden. Die Geschehnisse im Jahre 1938 muß man unbedingt im Kontext zu denen aus dem Jahre 1918 betrachten. Ansonsten fällt die Sichtweise in jedem Falle zu kurz aus.

Es wird und wurde auch noch nie ein Hehl daraus gemacht, wer der Nutznieser der Einnahmen, die Sudetendeutsche Partei, für diese Postwertzeichen war. Das wird sogar in einem Gutachten aus dem Jahre 1940 bestätigt.

Briefmarken dienten auch schon immer dazu, einen staatspolitischen Wandel zu belegen und dauerhaft an diesen zu erinnern. Das alleine ist schon Rechtfertigung genug, für diese Lokalausgaben und deckt die Notwendigkeitsfrage vollends ab.

Beste Grüße
Markus

06.08.21, 10:48:02

Jensen

(Mitglied)

Hallo,

@sanane
also tatsächliche Bedarfsbelege mit den Sudetenlandmarken sind so selten wie die blaue Mauritius... ja, so in etwa war auch mein Eindruck.


Weiß man eigentlich, ob vielleicht damals bekannte Briefmarkenhändler, Philatelisten oder Philatelistenverbände usw. an dem Prozess der Markenherstellung beteiligt waren?
Falls ja, wird man aber darüber wohl nichts im Hörr-Handbuch finden.

Viele Grüße
Jensen
06.08.21, 21:46:03
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