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philnum

(Mitglied)

Zitat von Altsax:
aber dieses Stück aus meiner Bayern-Zeit muß ich einfach zeigen

Das heißt ja, dass es ein nicht unbedeutendes Sammlerleben vor Sachsen gegeben haben muss. zwinkern

Der sicher wohlmeinend vorgetragene Ratschlag, man möge doch Ganzstücke den Märkchen vorziehen, verkennt leider in mehrerlei Hinsicht die Realität:

Zum einen dürfte es für einen breiten Interessentenkreis klassischer Philatelie schlicht und einfach ein "Greifen nach den Sternen" bleiben. So kosten meiner Erfahrung nach einfache Frankaturen häufiger Marken mit üblichen Entwertungen in albumfähiger Erhaltung im Durchschnitt etwa das Zehnfache loser Marken, mit zunehmender philatelistischer Seltenheit oder posthistorischer Bedeutung sind die Preise nach oben offen.

Zum anderen würde der Markt für posthistorische Belege alsbald überkauft, steigende Preise und Belegfälschungen die Folge. Würden sich professionelle Geschichtswissenschaft, öffentliche Archive und Museen mehr für posthistorische Belege als Kulturgut interessieren, wären die herausragendsten Stücke ohnehin kaum noch in Privathand oder freiem Handel verfügbar und damit der forschenden Sammlerschaft weitgehend entzogen.

Andererseits strebt nicht jeder Philatelist eine derart intensive Beschäftigung mit der Materie auf wissenschaftlichem Niveau an, die außerhalb eines kleinen Kreises von Gleichgesinnten praktisch nur getreu dem Motto "Der Fachmann staunt, der Laie wundert sich." wahrgenommen wird.

In diesem Sinne sollten die Koryphäen der Zunft die schwindende Schar motivierter Nachwuchs-Philatelisten nicht mit allzu hehren Idealen überfordern, sonst wendet sich noch der eine oder andere Ambitionierte resignierend ab und anderen Dingen zu, was gänzlich kontraproduktiv wäre.

Beste Sammlergrüße

philnum
17.01.10, 00:24:08

Altsax

(Mitglied)

Zitat von philnum:

In diesem Sinne sollten die Koryphäen der Zunft die schwindende Schar motivierter Nachwuchs-Philatelisten nicht mit allzu hehren Idealen überfordern, sonst wendet sich noch der eine oder andere Ambitionierte resignierend ab und anderen Dingen zu, was gänzlich kontraproduktiv wäre.


Hallo philnum,

genau das hatte ich mit meinem Beitrag gemeint. Man sollte sein Sammelgebiet so wählen, daß man mit einem Studentenetat schon eine sinnvolle Sammlung aufbauen kann. Die Erweiterungsmöglichkeiten müssen in einem Umfange gegeben sein, daß ein Menschenleben nicht ausreicht, um seine Ziele vollständig zu erreichen.

Was jedoch im überschaubaren finanziellen Rahmen bleibt, ist das Beschaffen von Informationen über Literatur, Arbeitsgemeinschaften, Foren etc. Wer da spart, macht etwas grundsätzlich falsch.

Beste Grüße

Altsax
17.01.10, 00:55:03

Wulf67

(Mitglied)

Hallo philnum,

da hast Du m.E. den Nagel genau auf den Kopf getroffen.
Das ging für mich als Anfänger gerade runter wie Öl.

Vielen Dank.

Hat nicht auch der größte Sammler einmal klein angefangen?

Schönen Gruß
Wulf67
17.01.10, 01:06:47

Mitglied gelöscht

(Mitglied)

Hallo Wulf,

selbst Zwerge sollen klein angefangen haben, von daher muss man nicht den Kopf errötend in den Sand stecken, weil man Briefmarken in einem Einsteckalbum zusammenträgt und Polen neben der Schweiz stecken hat. Wie intensiv man ein Hobby pflegt ist jedem selbst überlassen. Die intensivere Beschäftigung kommt mit der Zeit oder auch nicht. Wenn man Geld dafür ausgibt wird man sich fast zwangsläufig informieren, ob der Aufwand gut oder schlecht im Verhältnis zum Erfolg war und irgendwann will man wissen, warum eine im Michel mit 0,05 € bewertete Marke auf Brief als Einzelfrankatur gute 400,00 € kostet.

Vergnügen an einem Hobby kann man nicht objektiv bewerten, als Kind hätte ich jede blaue Mauritius gegen eine übergrosse Marke aus Indonesien getauscht und mich als absoluter King gefühlt. Und um mit einem weiteren Spruch der universellen Lebensweisheiten zu schliessen:

Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

Gruss aus Bayern
Gerhard
17.01.10, 12:28:42

bayern klassisch

(Gast)

geändert von: bayern klassisch - 17.01.10, 18:32:34

Hallo,

die Erstausgabe war für Inlandsbriefe vorgesehen, jedoch konnte = musste man ab dem 1.7.1850 in den Postverein auch damit frankieren.

Ein Beispiel von der Pfalz nach Preußen zeigt dieser Brief mit einer schokoladenbraunen (Spätauflage) bis 1 Loth und über 10 bis 20 Meilen aus Ludwigshafen vom 19.8.1850.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Dateianhang (verkleinert):

 03.jpg (103.17 KByte | 9 mal heruntergeladen | 928.56 KByte Traffic)

17.01.10, 14:39:39

mikrokern

(Mitglied)

geändert von: mikrokern - 17.01.10, 16:57:25

Zitat von Wulf67:
Hallo an alle Bayernsammler,

da ich noch Anfänger bin, wollte ich mal meine bisher einzige 4 I zeigen, die ich für 56€ erstanden habe.

Leider kann ich den Ort des HKS nicht eindeutig bestimmen, könnte es Friedberg sein?
Vielleicht kann mir einer der Spezialisten helfen?
...


Schönen Gruß
Wulf67



Hallo Wulf67,

hier ein Brief vom 7.11.1849 aus Friedberg, frankiert mit der 2I. Gleicht dem Abschlag auf Deiner Marke doch sehr...
Wie man sieht, war der Friedberger Halbkreisstempel zur Zeit der Markeneinführung in Bayern sehr verschmutzt.

Gruss
µkern




Dateianhang (verkleinert):

 Friedberg.jpg (279.88 KByte | 5 mal heruntergeladen | 1.37 MByte Traffic)


Mit bestem Gruss, µkern
17.01.10, 16:50:46

philnum

(Mitglied)

Lieber bayern_klassisch,

wie immer ein Top-Beleg zur posthistorischen Illustration, aber nicht nur die Marke ist eine späte, sondern auch die Entwertungsform (Mühlradstempel auf Marke und Ortsstempel beigesetzt). Könntest Du bitte nochmal einen kurzen Abriss und gern Erläuterungen über die zeitliche Abfolge der verschiedenen möglichen Entwertungsformen dieser Marke geben (1. Phase: Federstrich[-Kreuz] + Ortstempel; 2. Phase: nur noch Ortsstempel; 3. Phase: ...) ?

Besten Dank und viele Grüße

philnum
17.01.10, 16:58:28

bayern klassisch

(Gast)

Hallo philnum,

zuerst war das Wort, dann die bayerische Erstausgabe. zwinkern

Die Marken sollten mit dem Ortsstempel mindestens zur Hälfte bedruckte werden, also sollte der Ortsstempel immer auf den Brief übergehen. Bei den kleinen Fingerhutstempeln war das nicht so einfach.

Schon sehr früh, also nach wenigen Tagen, merkte man, dass viele Postexpeditoren mit dieser Vorschrift überfordert waren und viele Marken gar nicht entwertet bzw. nur am Rande vom Stempel getroffen wurden, was ihre Wiederverwendung nur selten verhinderte.

Dann sollte die Marke bei der Aufgabe mit einem X - Federzug zusätzlich zum Stempel annulliert werden, was aber auch nicht immer befolgt wurde.

Stellte die Abgabepost eine nicht perfekt entwertete Marke fest, so sollte sie einen Strich waagrecht über die Marke ziehen und diese so vor einer Wiederverwendung schützen.

Es gibt auch, selten, nur Federzüge ohne Stempel auf der Erstausgabe. Dies fand in der Regel durch die Kontrolle statt, welche allgegenwärtig war und doch so viel durchschlüpfen ließ.

Zuerst haben wir also nur die Ortsstempel,
dann Ortsstempel mit Federzügen und
ab dem 1.8.1850 Mühlräder.

Es sind ganz wenige Briefe nach dem 1.8.1850 bekannt, deren Marken nicht mit dem Mühlrad entwertet wurden, sondern bei denen noch immer die alte Ortsstempelung angebracht wurde. Diese sind sehr gesucht.

Zwar hat man die Verordnung mit den Federzügen nicht zurückgenommen, doch war klar, dass sie zum 1.8. obsolet geworden war. Einige ganz wenige Stücke bekamen jedoch den Mühlradstempel und das Aufgabe - X und - nur von Nürnberg - den Mühlradstempel und den Kontrollstrich (i. d. R. waagrecht, teils auch senkrecht mit bläulich - grauer Tinte) verpaßt.

Die Ausnahme machte die Schwarze Eins, die häufig auch nach dem 1.8.1850 mit Ortsstempeln entwertet wurde.

Weil alle Federzüge postalische Entwertungen darstellen, sollte man niemals ein Stück mit entferntem Federzug kaufen, denn es ist immer ein dadurch verfälschtes Stück.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
17.01.10, 17:17:31

mikrokern

(Mitglied)

Hallo,

weil ich aufgrund des Einstellens des oben gezeigten Friedberg-Briefes gerade bei den 2Iern war, hier ein Exemplar des "Ortsstempel+Federzug"-Letzttages vom 31.7.1850, zur optischen Untermalung des von bayern klassisch gesagten...

Gruss
µkern
Dateianhang:

 2I_31Jul.jpg (174.31 KByte | 3 mal heruntergeladen | 522.93 KByte Traffic)


Mit bestem Gruss, µkern
17.01.10, 17:57:18

Wulf67

(Mitglied)

Hallo mikrokern,

Danke fürs Zeigen.
Bei der Ähnlichkeit bin ich mir jetzt sicher das der Stempel auf meiner 4 I aus Friedberg stammt.

Schönen Gruß
Wulf67
17.01.10, 18:01:39
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