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Klesammler

(Mitglied)

Hallo Jürgen,

ich habe mir vor einigen Jahren im Internet die Gebühren von einigen italienischen Prüfern angesehen, deren Spezialgebiet Altitalien ist. Generell war festzustellen, daß deren Gebühren weit über denen lagen, die wir vom BPP gewöhnt sind. Ob das heute noch so zutrifft, weiß ich nicht.

Dieter
28.11.13, 00:25:28

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 28.11.13, 09:13:46

Zitat von philnum:
Fälschungsbekämpfung steht auch in Konkurrenz zu den Prüfern: Nicht alle Prüfer betreiben ihre Dienstleistung aus purer Leidenschaft, sie wollen dafür (finanziell) honoriert werden und manche bestreiten sogar von diesen Einnahmen ihren Lebensunterhalt. Die Abspaltung vormaliger BPP-Prüfer und die Neugründung eines weiteren Prüfungsverbandes sollte auch zu denken geben, dass auf diesem Gebiet nicht nur Einmütigkeit und Kollegialität herrschen, sondern Konkurrenz. Es sind auch nicht nur eine Handvoll immer wiederkehrender Markenfälschungen, die man mal eben in einem kleinen Handbuch für jedermann herausgeben könnte. Die Prüfer müssen nicht fürchten, dass es irgendwann keine Fälschungen mehr gäbe. Aber es ist ja schon heute so, dass viele Händler und erfahrene Sammler aus Kostengründen zunehmend auf die Prüfung von geringerwertigen Stücken und Standardware verzichten. Mehr Philatelisten in die Lage zu versetzen, vieles selbst einschätzen zu können, würde mehr und mehr Prüfungen überflüssig machen. Zu viel Aufklärung und Sammlerschutz können nicht im Interesse des Prüfungswesens sein.


Hallo philnum,

diesen Aspekt sollte man nicht außer Acht lassen. Es gibt einen alten Kriminalistengrundsatz: Schau nach, ob und wohin Geld fließt, wenn Du die Motive prüfst.

Neben den Katalog- und Albenherstellern, den Auktionatoren und Händlern, werden die Prüfer gerne vergessen. Dabei bedeutet Ausschöpfung der maximal zulässigen Prüfgebühr (incl. Umsatzsteuer knapp 5 % des Michelansatzes) angesichts der Katalog-Mondpreise einen Anteil am Verkaufserlös von reichlich 10%. Bei reparierten Marken kann diese Quote auch auf 50% und mehr hochschnellen.

Viele Prüfer klagen zwar über die Flut von kleinen Werten, die zu Mindestgebühren abgerechnet werden, wollen sie aber letztlich nicht missen.

Der BDPH könnte unter Einbeziehung der Arbeitsgemeinschaften systematische Aufklärungsarbeit und fälschungsbekämpfung betreiben. Dem alten Vorstand ist vielfach Untätigkeit aus Trägheit vorgeworfen worden (Lars ausdrücklich ausgenommen!). Möglicherweise sind die Gründe, wie bei der Folienproblematik, eher in der "Pflege der politischen Landschaft" seitens der den Etat sponsernden Interessenten zu suchen.

Beste Grüße

Altsax
28.11.13, 09:12:52

Lars Boettger

(BPP-Mitglied)

@all:

Aus meinem zugegebenermassen kleinen Erfahrungsschatz, möchte ich ein paar Aussagen kommentieren:

"Prüfer verdienen an Fälschungen": Das glaube ich nicht. Nach meiner Erfahrung erhalten viele Prüfer nur wenige Fälschungen. Das Geschäft der Prüfer besteht aus Qualitätsprüfungen und Markenprüfungen (welche Farbe, welche Type usw.).

"Prüfer haben kein Interesse an Aufklärung": Mit ganz wenigen Ausnahmen (die sind jetzt alle beim VPP :D) haben mir alle Prüfer bereitwillig geholfen, wenn ich sie angesprochen habe. Warum hält der Prüferpräsident persönlich immer Vorträge auf der Messe München oder bei der philatelistischen Akademie? Warum hat er ein Buch geschrieben? Wahrscheinlich führt er die Zuhörer absichtlich in die Irre! cool - Spass beiseite: Kein Prüfer prüft gerne Fälschungen. Oder legt es darauf an, durch Unwissenheit der Prüfkunden mehr zu verdienen.

BDPh-Massnahmen zur Fälschungerkennung: Neben Seminaren und der Fälschungsbekämpfung bei eBay unterhält der BDPh auch den Sammlerkompass (www.phila-kompass.de), wo im Augenblich nur ich Beiträge schreibe. Zu diesen Beiträgen kommen oft Fragen von Vereinsmitgliedern. Die Plattform steht jedem offen, jeder kann dort Fälschungen vorstellen.

Zusendung von Scans: Ich biete das vielen eBay-Mitgliedern an, vor dem Einsenden mir Scans zu senden. Einige machen das und sparen sich dann nachher die Löschung. Dabei nutze ich die Hilfsmittel, die jedem zur Verfügung stehen. Auch die Stempeldatenbank oder die Fälschungsbeiträge von Jürgen auf der StampsX-Homepage.

Löschen von eBay-Artikeln: Ich erinnere mich an 2006, als das noch neu war. Da sprach man von einer Expertengruppe mit 20-30 Sammlern, die sich eBay ansehen. Von diesen Experten ist heute nur noch Jürgen regelmässig aktiv. Einige andere sind auch noch dazugekommen. Aber von einer Abdeckung des Briefmarkenbereiches kann nicht gesprochen werden. Ich würde mir wünschen, wenn sich hier noch mehr Leute finden, die an uns melden. Es ist zeitlich nicht machbar, dass wir uns alle möglichen Threads durchlesen. Darum appeliere ich an Euch, uns doch die Artikel zu melden.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
28.11.13, 16:55:49

drmoeller_neuss

(Mitglied)

geändert von: drmoeller_neuss - 28.11.13, 17:08:13

Zitat von philnum:

. . . Verbandsphilatelie von gestern und Social-Media-Philatelie von heute stehen eher in Konkurrenz zueinander als in einträchtiger Partnerschaft gemeinsam Fälschungsbekämpfung zu betreiben.


Ich sehe hier keine Konkurrenz. Wie die anderen deutschsprachigen Foren hat stampsx über die Jahre gleichbleibend 100 aktive Mitglieder und noch vielleicht 400 weitere, die regelmässig lesen. Die meisten davon sind über ihre Arge oder einem Ortsverein Mitglied im BDPh, Bei 40.000 BDPh-Mitgliedern sind es gerade einmal ein Prozent Sammler, die in Diskussionsforen aktiv sind.

Warum sind private Foren erfolgreicher? Weil sie nicht dem demokratischen Abstimmungsprozess von Vereinen und Verbänden unterworfen sind. Unsinnige Themen und Mitglieder, die stören, können schnell und einfach vom Forenbetreiber gesperrt werden, ohne sich stundenlang auf irgendwelchen Sitzungen dafür rechtfertigen zu müssen. Der BDPh hat es da als Verband viel schwieriger.

Ich bin übrigens in einem Ortsverein aktiv, der trifft sich in einem Ort, in dem das Dorf durchnummiert ist, weil es nur eine Strasse gibt. Das Durchschnittsalter ist deutlich unter 60 Jahre und es kommen immer wieder Gäste, weil der Verein auch aktiv Werbung macht und eine aktuelle Webseite hat. Ich hatte mich auch einmal nach den Möglichkeiten in unserer Landeshauptstadt informiert. Dort leben immerhin eine halbe Million Menschen. Durch gutes Zureden zu einem der Vereinsverantwortlichen konnte ich Informationen über die monatlichen Tauschtreffen entlocken, natürlich nicht ohne den Hinweis, dass man beim zweiten Besuch ein Eintrittsgeld für Gäste erhebt. Man möchte also lieber unter sich bleiben.
Die pauschale Aussage, dass alle Ortsvereine zum Aussterben verurteilt sind, stimmt so nicht. Man muss sich aber im Internetzeitalter etwas mehr anstrengen, die Sammler kommen nicht mehr von alleine in die Ortsvereine.

Zitat von philnum:
Fälschungsbekämpfung steht auch in Konkurrenz zu den Prüfern: Nicht alle Prüfer betreiben ihre Dienstleistung aus purer Leidenschaft, sie wollen dafür (finanziell) honoriert werden und manche bestreiten sogar von diesen Einnahmen ihren Lebensunterhalt.
. . .


Auch ein Prüfer muss daran interessiert sein, dass ihm echtes Material vorgelegt wird. Nur echtes Material bringt die volle Prüfgebühr, für Fälschungen wird nur ein symbolischer Obulus genommen, der nicht einmal kostendeckend ist. Geld wird nur an den besseren Stücken verdient, die die Masse an Prüfungen quersubventioniert. Die meisten Fälschungen werden im niedrigen Preissegment umgesetzt, in dem sich eine Prüfung weder für die Handelspartner noch für den Prüfer wirtschaftlich lohnt. Angesichts des niedrigen Streitwertes wird der Rechtsweg meistens nicht bestritten bzw. es wird kein öffentliches Interesse an einer Verfolgung der Täter gesehen. Oft liegt der wirtschaftliche Schaden unter der Selbstbeteiligung der Rechtsschutzversicherung. In diesem Segment können Fälscher ohne grosses Risiko agieren. Diese Lücke halte ich für die Philatelie am gefährlichsten.

Zitat von philnum:
Die "Aldisierung" auch des Briefmarkenhandels durch Internetplattformen hat dem Sammeln einen ungeahnten Aufschwung beschert.
. . .


"Aldisierung" wird hier unterschwellig als Schimpfwort gebraucht. Warum ist denn ALDI so erfolgreich, übrigens ohne irgend einen Cent an Subventionen vom Staat bekommen zu haben? Man fühlt sich als Kunde erst genommen und nicht als Opfer, das über den Tisch gezogen wird. Bei Aldi kommt es nicht vor, dass die Ware am nächsten Tag plötzlich 20% billiger ist. Man muss auch nicht seine persönlichen Daten offen legen oder irgendwelche Marken in Sammelheftchen einkleben, um nicht mehr als notwendig zu zahlen.
Und daran können sich die Briefmarkenhändler eine Scheibe abschneiden: bei Aldi gibt keine Kompromisse bei der Qualität. ebay unterstützt natürlich die schlechten Händler. Ist das Profil erst einmal versaut, macht man einfach ein frisches Konto auf. Es gibt immer genügend Interessenten, so dass ein ebay-Händler keine Kundenlisten führen und auch sonst nichts zur Kundenbindung tun muss. Das Bewertungssystem bei ebay ist so aussagekräftig wie die Ergebnisse zu den Volkskammerwahlen in der DDR. Die Zustimmung ist bei beiden über 99%. Übrigens ist Aldi stolz darauf, als Spitzenreiter im Einzelhandel 80% Kundenzufriedenheit zu haben. Ist der Online-Handel soviel perfekter oder ist das Bewertungssystem einfach nur unbrauchbar?


Zurück zum Thema Fälschungsbekämpfung: Mit einem grossen persönlichen Aufwand wird ein Bruchteil der im Umlauf befindlichen Fälschungen erfasst. Mit der ehrenamtlichen Arbeit ist eine Menge persönlicher Frust verbunden: noch harmlos sind die Meckereien, dass es nicht schnell genug mit dem Löschen geht. Die persönlichen Bedrohungen sind von einem ganz anderen Kaliber.

Ich würde daher vom BDPh den Schwerpunkt auf Vorbeugung setzen. Dazu gehören Unterlagen für die Schulung vor Ort, auch ein Sonderheft im Rahmen der "Philatelie" halte ich für sinnvoll.
28.11.13, 17:05:22

Harald_01

(Mitglied)



Zitat von drmoeller_neuss:
Zitat von philnum:
Die "Aldisierung" auch des Briefmarkenhandels durch Internetplattformen hat dem Sammeln einen ungeahnten Aufschwung beschert.
. . .


"Aldisierung" wird hier unterschwellig als Schimpfwort gebraucht.

Das wird es doch gerade nicht! Philnum betont doch den dadurch entstandenen Aufschwung.

Zitat von drmoeller_neuss:
Warum ist denn ALDI so erfolgreich, übrigens ohne irgend einen Cent an Subventionen vom Staat bekommen zu haben?
Keine Subventionen? Da habe ich andere Informationen.

Zitat von drmoeller_neuss:
Man fühlt sich als Kunde erst genommen und nicht als Opfer, das über den Tisch gezogen wird.
Stimmt. Stattdessen sind eher die Mitarbeiter dieses Konzerns als Opfer zu bezeichnen.

Zitat von drmoeller_neuss:
Bei Aldi kommt es nicht vor, dass die Ware am nächsten Tag plötzlich 20% billiger ist.
Stimmt ebenfalls. Stattdessen werden bei Aldi jedes Jahr Tonnen an Backwaren und andere Lebensmittel weggeworfen, weil sie bald das MHD erreichen oder aus anderen Gründen nicht mehr ins Sortiment passen.

Zitat von drmoeller_neuss:
bei Aldi gibt keine Kompromisse bei der Qualität.
Genau. Wer 30 Jahre lang den gleichen Käseaufschnitt kauen möchte und allergisch auf Abwechslung und Vielfalt reagiert, ist bei Aldi genau richtig.

Sorry für das Offtopic, aber manchmal verdienen verirrte Beiträge eine kleine Wegbeschreibung zwinkern
28.11.13, 21:42:37

Gerhard

(Mitglied)

Sehr schade das der neue Prüfer des kleinen Landes immer wieder bei fast jedem seiner Postings auf dem VPP
rumhackt.

Ich dachte, das hat ein so Kompetenter Mensch eigentlich nicht nötig, aber wurde wieder eines besseren belehrt.
Manchmal ist weniger auch mehr.


Mfg.,

Gerhard
28.11.13, 22:13:46

philnum

(Mitglied)

Dass der amtierende BPP-Präsident von seinem Firmensitz in Grünwald mal zu einem Vortrag auf der Messe München oder beim Sammlerseminar in Eching fährt, würde ich genauso unter Verbandsmarketing und Öffentlichkeitsarbeit verbuchen wie die Beilage zum letzten MICHEL-Deutschlandkatalog. Auf der größten nationalen Briefmarkenbörse in Sindelfingen einen Messestand zu organisieren, kriegt der BPP zwar nicht hin, aber er klagt erfolgreich gegen die Abkürzung des neuen Konkurrenzverbandes.

Um zum eigentlichen Thema Fälschungsbekämpfung zurückzukommen, sei mal aus dem Vorwort von Hugo Krötzschs "Handbuch der Postfreimarkenkunde" (1895) zitiert:

"Der Hauptzweck der Lichtdrucktafeln nebst den Beschreibungen der Fälschungen und Echtheitsmerkmalen besteht jedoch darin, den Sammler zum Selbstprüfer zu bilden und den kundigen Selbstprüfer zu unterstützen."

In diesem Sinne verstehe und nutze ich dieses Forum hier gerne. Die geballte Wissensvermittlung mit der Möglichkeit des interaktiven Austauschs untereinander kann weder ein MICHEL-Heftchen zur Fälschungserkennung noch eine kurzweilige Power-Point-Präsentation leisten.
28.11.13, 22:40:01

lehrling

(Mitglied)

cool - Spass beiseite: Kein Prüfer prüft gerne Fälschungen. Oder legt es darauf an, durch Unwissenheit der Prüfkunden mehr zu verdienen....

Hallo Lars, das trifft leider nicht auf alle deine Kollegen zu.
Die ARGE Danzig bastelt gerade an der Neu-Auflage ihres Stempel-Handbuches.
Darin werden natürlich auch die Stempel verzeichnet sein, die später mißbrächlich zu nachträglichen Entwertungen der Inflationsausgaben genutzt wurden.
Gekennzeichnet sollen sie nicht werden - darauf angesprochen, äußerte sich der zuständige BPP sinngemäß, man könne sich ja anhand seiner Prüfsendungen die falschen Stempel im Handbuch kennzeichnen.
Da scheint es mindestens einen zu geben, der die falschen Prüfstücke nicht missen möchte,
Gruß lehrling
28.11.13, 23:58:03
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