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admin_j

(Mitglied)

Hallo,

ich möchte einmal auf das Thema unprüfbare Stempel eingehen. Leider kommt es immer wieder vor, dass man bei einer Stempelprüfung nicht zu einem eindeutigen Urteil kommen kann.

Insbesondere scheitern oft Prüfungen bei nur sehr selten verwendeten Geräten. Hier möchte ich aber einmal einen anderen Fall vorstellen.

Hier im Bild nun ein Prüfstück, auf dem rechts ein seltsam anmutender Abschlag zu sehen ist. Zu dem Abschlag könnte man zunächst einmal vermuten, dass es sich nicht um verwendete Poststempelfarbe handelt. Betrachten wir das Stück genauer. Links ist ein Abschlag des Geräts ROSTOCK * 1 h 31.12.30 11-12 (ein 24-Stundenstempel), rechts ROSTOCK * 1 c 31.12.30 4-5N (ein 12-Stundenstempel). Der umgestellte "h" hat wohl eine zu dicke Walze, was die Knicke zwischen den Zahlen mit Abschlagen lässt. Ein gutes Merkmal für Prüfungen. Der linke Abschlag stammt aus einem teils ausgetrockneten Stempelkissen. Am Prüfstück sieht man auch Einprägungen an Stellen ohne Stempelfarbe. Der rechte Stempelabschlag sieht geradezu absurd "sauber" aus. Ein Blick in Infla-Band 13 zeigt, beide Stempelgeräte wurden für rückdatierte Abschläge verwendet. Ein äußerst verdächtiger Beleg!

Besprochen wird der auch in einem anderen Forum und dort kommt Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass der Prüfer wohl nicht in der Lage ist, die Falschheit zu erkennen. So steht da in einem Beitrag, auch ungeübte Augen müssten die vielen Unterschiede in den 3 gut abgeschlagenen Stempeln sehen. Der Beleg war bei Andreas Schlegel zur Prüfung und wenn es irgendwie einfach wäre, die Falschheit zu beweisen, hätte A. Schlegel als "Stempel falsch" signiert.



Versuchen wir einfach die Falschheit zu beweisen. Eine Binsenweisheit ist, zur Prüfung braucht man Vergleichsmaterial. Je mehr, umso besser. Leider habe ich nicht genug, deshalb mein Aufruf, hier oder in der Stempeldatenbank weitere Abschläge, egal aus welcher Zeit, von den beiden Geräten zu zeigen. Toll wären auch als "Stempelfälschung" signierte Inflamarken.

Betrachten wir ein wenig Vergleichsmaterial. Ein Abschlag des "h" aus 1935. Das Gerät sieht ziemlich mitgenommen aus. Es zeigt, genau wie der links Abschlag auf dem Prüfstück, 24-Stundenuhrzeit. Der Stempel wurde also nach 1923 umgestellt, wie andere auch, die weiter verwendet werden sollten. Eine Frage, die ich jetzt nicht beantworten kann, haben die rückdatierten Abschläge des "h" 12 oder 24 Stunden?

Was ich aber sicher sagen kann, der linke Abschlag auf dem Prüfstück stammt vom echten Gerät.



Wie man aus der Uhrzeit entnehmen kann, wurde zunächst der Stempel unten links abgeschlagen. Ganz offensichtlich war weder das gerät noch das Stempelkissen in einem geeigneten Zustand, um den teuren Block sauber zu stempeln. Das spricht eigentlich eher für echt. Fälscher sind zwar blöd, aber wer so einen Block rückdatiert aufwerten will, immerhin ist der heute noch "postfrisch", also weder bekleckert noch mit Falzspuren im Rand und hätte, ohne die Stempel, hätte einen ähnlichen Handelswert wie mit echt attestierten Stempeln, der stempelt erst einmal auf ein Blatt Papier zur Probe. In dem Stadium natürlich eine reine Spekulation. Auf jeden Fall, ob am 31.12.1930 oder irgendwann später, wurde ein frisch getränktes Stempelkissen genommen und ein Reservestempel in gutem Zustand, nämlich der "c". Immer noch nicht umgestellt auf 24-Stunden! Da der Block ja erst 1930 erschien, ist völlig klar, das Stempelgerät wurde nicht umgestellt. Mit dem Gerät könnte man noch heute prima auf Infla herumstempeln.

Werfen wir einen Blick auf einen Abschlag des "c" aus 1922. Wir wissen nicht, ob er rückdatiert abgeschlagen wurde, die Stempelfarbe passt aber in die Zeit.



Der Abschlag ist tiefer ins Papier gedrückt. Die Metallteile schlagen daher breiter ab. Hier wollte man keinen schönen Abschlag erzielen, sondern entwerten.

Kommen wir zur seltsamen Stempelfarbe. Die Frage lautet, wurde solche Stempelfarbe in Rostock verwendet. Ohne lange zu suchen, finde ich in der Stempeldatenbank zwei Abschläge, die eine ähnliche Farbe zeigen. Die gab es so wohl ungefähr zwischen 1927 und 1935.



Bedenken wir noch einmal das Ergebnis des kompetenten Prüfers Andreas Schlegel. Wären die Abschläge nicht vom echten Gerät, stünde "Stempel falsch" auf dem Prüfstück. Bedenken, die Stempelfarbe könnte von der Post nie verwendet worden sein, kann man widerlegen.

Der nach der Inflazeit praktisch nicht mehr zum täglichen Einsatz gekommene "c" wird sich nicht durch weitere Abschläge aus 1930 belegen lassen. Ein echtes Problem.

Der Abschlag des "h", der zumindest immer wieder einmal zum Einsatz kam, könnte durch zeitnahe Vergleichsstücke verifiziert werden. Selbst wenn am 31.12.1930 mit zurückgestelltem Datum, Inflamarken falsch gestempelt worden wären, können die Abschläge durchaus am 31.12.1930 gemacht worden sein. So abgenutzt wie 1935 sieht der Abschlag des "h" nicht aus.

Ich habe alle Schlüsse aus den Scans gezogen und könnte am Original zu einem anderen Urteil kommen. So ist das immer bei Prüfungen, die echt vermuten lassen. Nach den hier gezeigten Scans ist das Prüfstück eher echt gestempelt. Das heißt, mit echten Geräten, an dem Tag des eingestellten Datums gestempelt.

Fazit: ein unprüfbarer Stempel muss nicht falsch sein.


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05.10.15, 19:25:29

stampsteddy

(Gast)

Hallo Jürgen,

wie erklärst Du Dir, dass in allen drei Abschlägen des "1 c" die Ziffer "0" in der Jahreszahl "30" schief steht?

Einen solchen Abschlag habe ich noch nie gesehen, egal aus welchem Postort.

MfG
Markus

05.10.15, 22:49:04

Klesammler

(Mitglied)

Hallo zusammen,

noch eine Frage: Warum steht der Stempel auf der 25 Pf auf dem Kopf?

Dieter
05.10.15, 23:12:23

stampsteddy

(Gast)

Lieber Jürgen,

der Stempel "1 c" ist nach meinem Dafürhalten grottenfalsch.

MfG
Markus

05.10.15, 23:16:18

stampsteddy

(Gast)

geändert von: stampsteddy - 05.10.15, 23:48:48

Hallo,

es ist ein Wunder, dass Herr Schlegel nicht den Prüferstempel "VERFÄLSCHT" verwendet hat. Für den Rostock "1 h" sehe ich noch Chancen auf Echtheit.

Was hier auf dem Bild nicht zu sehen ist, aber auf den von Jürgen gezeigten, dass auch der Anstrich der Postamtsziffer "1" gegenüber dem Infla-Stempel abweicht. Die für den Falschstempel verwendete Stempelfarbe auf dem Block, stammt mit Sicherheit nicht aus dem Jahre 1930. Zu der schief stehenden Null, habe ich mich schon ausgedrückt. Wie eine Jahreszahl "30" nur aussehen kann, ist in dem "1 h" erkenntlich.

Da fange ich wirklich nicht an, bei den dargestellten Bildern, nach einem weiteren Vergleichsabschlag zu suchen. Die Postamtsziffer steht auch am falschen Fleck und der UB "c" weicht ab.



MfG
Markus

05.10.15, 23:42:08

stampsteddy

(Gast)

geändert von: stampsteddy - 06.10.15, 01:30:16

Jürgen könnte argumentieren, der Infla-Stempel sei unruhig aufgesetzt und die schiefe Null wäre, gegenüber allen anderen Stempelgeräten der Reichspost, genau in diesem so vorhanden, daher muß ich sicher gehen, um den Spielstand auszugleichen.

Tja, der Falschstempel wird nicht echter...



Würde man den Falschstempel so über den echten Abschlag legen, dass die Postamtsziffer "1" sich genau überdeckt, dann stimmen die Buchstaben in "ROSTOCK" nicht mehr überein.

Bildquelle für den echten Abschlag

Spielstand nach Klogriffen, zwischen Jürgen und mir, ist nun 1:1 lachen

MfG
Markus

06.10.15, 01:19:24

drmoeller_neuss

(Mitglied)

Der Blanko-Stempelabdruck "Rostock 1 h" lässt darauf schliessen, dass der Stempel im Posteingang eingesetzt wurde, zum Beispiel als Eingangsstempel auf der Rückseite von Einschreibebriefen. Vielleicht kann man den Stempelhochlader fragen, wo er die Vorlage her hat.

Der Block hat vollen Gummi. Der Sammler kannte einen Postmitarbeiter im Posteingang, der ihm den Block stempeln sollte. Er musste nicht selbst zur Post gehen. Leider ist der Stempelabdruck missglückt. Der Rest ist Spekulation. Das missglückte Stück wurde zur Vervollständigung der Abstempelung wieder auf die Post mitgegeben. Dort hat man dann die Sache wieder gut machen wollen, und hat den besten Innendienststempel und das beste Stempelkissen herausgeholt. Das kann natürlich auch ein paar Tage oder ein paar Jahre später passiert sein, und das Datum des Stempels wurde entsprechend zurückgestellt.
Natürlich kann der zweite Stempel auch ein Falschstempel sein, für den man eine Original-Datumswalze verwendet hat. Aber bei den Prüfern ist offensichtlich ein solcher Falschstempel nicht aktenkundig, und die Merkmale alleine reichen für eine Falschprüfung nicht aus (das ist auch eine Frage der Haftung !).
Und die Anfertigung alleine für diesen Block lohnt sich nicht. Und dann hätte man auch den Aufwand spendiert, gleich den "richtigen" Stempel zu fälschen.

Allgemeine Frage: wie werden solche Stücke geprüft, die verschiedene Stempel aufweisen, die nicht zusammenpassen? Der Block ist ja offensichtlich nicht gelaufen. Hat irgendjemand Beispiele dafür?
06.10.15, 09:49:37

Otjikururume

(Mitglied)

Zitat von stampsteddy:
Jürgen könnte argumentieren, der Infla-Stempel sei unruhig aufgesetzt und die schiefe Null wäre, gegenüber allen anderen Stempelgeräten der Reichspost, genau in diesem so vorhanden, daher muß ich sicher gehen, um den Spielstand auszugleichen.

Tja, der Falschstempel wird nicht echter...



Würde man den Falschstempel so über den echten Abschlag legen, dass die Postamtsziffer "1" sich genau überdeckt, dann stimmen die Buchstaben in "ROSTOCK" nicht mehr überein.

Bildquelle für den echten Abschlag

Spielstand nach Klogriffen, zwischen Jürgen und mir, ist nun 1:1 lachen

MfG
Markus


Wenn man aber nach Motiven sucht, dann kann man nur konstatieren, dass der Fälscher schon ziemlich bescheuert gewesen sein müsste, hier erstens 2 verschiedene Stempel zu verwenden und die auch noch idiotisch abzuschlagen. Ein postfrischer IPOSTA-Block ist ja auch nicht gerade ein Pappenstiel und durchaus selten.
06.10.15, 09:54:01

stampsteddy

(Gast)

Hallo,

der Stempel "ROSTOCK 1 c" kommt auf Infla recht häufig echt vor, auch schöne klare Abschläge. Es gibt somit genügend Material, um sich ein Klischee zu erstellen.

Es gibt diesen Stempel aber auch als Stempelfälschung auf Inflationsmarken, siehe Infla Band 13.

Der Falschstempel passt geometrisch nicht über den echten!
Die Jahresziffern sind das ständige Problem der Stempelfälscher, da die echte Vorlage andere aufweist und daher nicht mitklischiert werden kann, wenn eine andere Jahreszahl gebraucht wird.

Bei der verwendeten Stempelfarbe bekomme ich einen Lachanfall, wenn ich sie mir in der Vergrößerung ansehe.

Durchaus gibt es eine Begründung, warum die Stempelfarbe der drei falschen Abdrucke so aussieht und warum ein Abdruck auf dem Kopf steht. drmoeller_neuss wird es Spekulation nennen und ich Erfahrung. Wenn man nachvollziehen möchte, warum wie was aussieht, muß man es einfach selber einmal (oder auch mehrmals) ausprobiert haben. Es stellt schon einen Unterschied dar, ob man eine Offsetdruck- oder eine Kupferstichtiefdruckmarke mit einem Falschstempel, der nicht in echte Poststempelfarbe eingetaucht wird, abdruckt.

MfG
Markus

06.10.15, 10:36:27

stampsteddy

(Gast)

geändert von: stampsteddy - 06.10.15, 12:01:15

Hallo,

nachstehend ein verfälschter, aufgewertet Brief. Eine raffinierte Fälschung. Von solche wurden gemäß Herrn Flemming einige hundert hergestellt.

Wer denkt schon daran, dass eine Preussen MiNr. 7 einen Falschstempel trägt? Ist sie doch in ungebrauchter Erhaltung um ein vielfaches wertvoller, als in gestempelter. Sowohl bei dem K2 "BERLIN", als auch bei dem Vierringnummernstempel handelt es sich um Falschstempel. Der Bahnpoststempel ist echt. Das Papier der Marke ist sehr grau, ein echter Stempel wurde entfernt.

Es macht nicht viel Sinn, nach echten Vergleichsabschlägen zu suchen. In Berlin wurden zahlreiche Stempelgeräte des K2 verwendet und eine vollständige Auflistung gibt es in der Literatur nicht. Entweder alle oder ein Großteil der Stempelgeräte hatte feste Uhrzeiten.

Das Imitat, mit Uhrzeit "8-9 V", als auch die falsche Stempelfarbe, ist dem Fälscher gut gelungen zu imitieren. "E" und "R" von "BERLIN", mögen ein wenig zu eng stehen. Zwei echte Abschläge, von verschiedenen Geräten stammend, mit Uhrzeit "8-9" bzw. "8-9 A.", habe ich angehangen.

Die Ganzsache wurde wurde vorderseitig, neben der Marke, mit dem Prüferstempel "verfälscht" versehen. Dieser Art Fälschungen, bei denen in der Regel, wie bei diesem Beleg, auch das Porto nicht passt, sind bekannt.

MfG
Markus
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06.10.15, 11:59:59
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