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Berlin Aufdruckmarken 1948/49

Die Ausgaben für Westberlin mit rotem oder schwarzem, schrägem Aufdruck "BERLIN" auf der Kontrollratsserie "Arbeiter" gehören zu den am häufigsten vorkommenden Fälschungen deutscher Sammelgebiete. Die Ursache liegt einfach darin, dass ein Aufdruck alleine einfach zu fälschen scheint und die echten Urmarken immer gut aussehen.

Zum Glück ist die Prüfung der Aufdruckmarken einfacher, als es zunächst scheint. Viele der Fälschungen sind ja auch gestempelt, da kann schon ein Datum außerhalb der Verwendungszeit oder ein Ortsstempel auf Schwarzaufdruck, der nicht aus Berlin stammt, eine Fälschung entlarven.

Die Aufdrucke

Die Marken Berlin Nr. 1-33, also Rotaufdruck und Schwarzaufdruck, wurden mit denselben Druckstöcken überdruckt. Diese wurden im Typensatz hergestellt. Das heißt, es wurden einzelne Buchstaben zusammengesteckt. Das ist wichtig zu wissen, weil es geringe Unterschiede im Abstand zwischen den Buchstaben geben kann, ohne das deswegen der Aufdruck falsch sein muss. Der Abstand zwischen "B" und "N" ist allerdings immer gleich und geringe Unterschiede gibt es nur zwischen ein paar Buchstabenabständen, nicht bei allen.

Alle Aufdrucke sind im Buchdruck ausgeführt. Viele Fälschungen sind in anderen Druckverfahren aufgebracht. Dabei fehlen dann die typischen Merkmale des Buchdrucks wie eingeprägter Druck, saubere Kanten, die Quetschränder außen, auch Drucknähte genannt, oder eine gleichmäßige, feine Pigmentverteilung der Aufdruckfarbe.

Die Druckplatten für die Aufdrucke sind im Typensatz hergestellt, also einzelne Buchstaben aus gleichen gegossenen Buchstaben aus denselben Gussformen. Die Form der Buchstaben (Typen) lässt sich nicht nur an Originalen vergleichen sondern auch an Scanns oder sogar an Fotos, wenn man sich mit Bildverarbeitung auskennt. Zunächst noch ein einfacheres Echtheitsmerkmal, dass bei allen Aufdruck so vorkommen muss.

Die echten Aufdrucke sind alle in einem exakten Winkel von 45° Grad angebracht

Echter Rotaufdruck auf 1 Mark, Taube

Bei den Markwerten benötigt man auch keinen Winkelmesser. Die diagonalen Linien der Hintergrundzeichnung der Markwerte stehen im Winkel von 45° Grad. Der Aufdruck steht also immer auf einer Linie parallel zu den diagonalen Linien. Das "E" zeigt Waagrechte, die sich nach rechts verdicken, die Diagonale des "R" geht rechts weit über den Kopf des "R" hinaus, die Striche des "L" werden zu den Enden hin breiter, ebenso das "I". Beim "N" ist die linke Senkrechte schmaler als die Rechte und diese ist nie niedriger als die linke Senkrechte, oft minimal höher. Es gibt ein paar Plattenfehler beim Aufdruck die im Michel-Deutschland-Spezial abgebildet sind. Bei diesen weicht jeweils ein Buchstabe ab.

Zu jeder Prüfung werden einwandfreie, garantiert echte Vergleichssstücke benötigt. Dazu bieten sich die häufig vorkommenden Werte an. Für den Schwarzaufdruck 24 Pf und 60 Pf. Werte gestempelt oder 2 - 12 Pf. postfrisch. Für den Rotaufdruck 10 Pf. und 60 Pf. gestempelt. Gestempelte Marken davon sind auch auf Paketkartenausschnitten oder ähnlich verfügbar und für wenig Geld zu haben. Sofern man nach gestempelten Vergleichsstücken sucht, sollte man Stücke mit frei sichtbarem Aufdruck nehmen.

Um den Aufdruck selbst an Originalen zu prüfen, empfiehlt es sich eine Schablone zu basteln. Man nimmt eine der genannten billigen Marken mit frei sichtbarem Aufdruck und klebt sie auf eine dünne Pappe. Die verwendeten Stücke können beliebige Zahnfehler oder rückseitige Mängel haben, darauf kommt es nicht an. Die so beklebte Pappe halbiert man genau durch die Mitte des Aufdrucks, in der Hälfte der Waagrechten im "B" und im "E". Die jeweiligen Kanten mit den Aufdruckhälften kann man dann auf die zu prüfende Marke legen.

Schablone und die Verwendung

Im Bild ist die obere Hälfte der Schablone so auf dem Prüfstück angeordnet, dass "R", "I" und die linke Kante des "N" passen. Die Rotaufdruckmarken in den Taschen sind eine gefährliche Fälschung. Die Gesamtlänge des Aufdrucks stimmt und die Tageslichtfarbe ist ziemlich genau getroffen. Das "N" selbst ist allerdings minimal schmaler als bei Originalen. Auffällig ist auch, dass die geteilte 60 Pf. etwas geneigt an der 10 Pf. mit falschem Aufdruck liegt. Der Aufdruckwinkel der Fälschung ist etwas flacher als 45° Grad. An vorliegenden Marken verrät auch der Test unter der UV-Lampe die Fälschung.

Die beiden Pappstücke kann man dann an die zu prüfenden Marken anlegen. Schablonen empfehlen sich jeweils für matte und glänzende Schwarzaufdrucke und eine für den Rotaufdruck. Mit diesen ersten Schablonen kann man nun die Länge des Aufdrucks überprüfen und ob die Buchstaben die richtige Form haben. Die Buchstaben "R", "L" und "I" können in den Abständen zueinander ganz leicht unterschiedlich sein. Es gibt ca. 4 Typen mit minimal verschiedenen Abständen bei immer gleicher Gesamtlänge des Wortes BERLIN.

Für die Kontrolle eines Scanns empfehlen sich die gleichen Maßnahmen wie am Original. Den Gebrauch der Schablone ersetzt ein Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop oder genauso gut das kostenlose Programm GIMP. Dabei kommt ein 1200dpi-Scann oder größer, eines echten Aufdrucks auf der gleichen Urmarke, als Vergleichsstück zum Einsatz. Das Prüfstück, ein Bild aus einem Angebot, wird anhand der Urmarke auf die Größe des Vergleichsstücks skaliert. Bei einer Deckkraft von etwa 50 % legt man die beiden Bilder so übereinander, dass die Urmarken sich vollkommen decken. Danach verschiebt man das Prüfstück so, dass sich die Aufdrucke decken. Dabei fallen falsche Winkel oder Buchstabenabstände sofort auf. Wichtig ist dann noch die Form der Buchstaben, die im Detail, mit Vergleichsstück und Prüfstück nebeneinander am besten zu beurteilen ist. Dabei sind die stark pigmentierten Teile der Druckfarbe an den Außenkanten nicht entscheidend, sondern die hellen Kanten, die tatsächlichen Außenkanten der Schrifttypen.

Die Farben der Urmarken und der Aufdrucke

Neben der exakten Zeichnung des Aufdrucks gibt es noch dessen Druckfarbe. Der rote Aufdruck ist im Tageslicht in der gut zu eine leuchtend orangerote, leicht transparent druckende Farbe. Unter UV-Licht leuchtet die rote Farbe in intensivem Orange. Es handelt sich bei der roten Aufdruckfarbe um Sicherheitsfarbe der Bundesdruckerei die auch für den Druck der Nummern auf den alten D-Mark-Scheinen verwendet wurde. Diese Farbe ist nicht einfach zu fälschen und quarzt unter der UV-Lampe ganz typisch. Beim Schwarzaufdruck ist es etwas schwieriger. Es gibt echte matte und echte glänzende Aufdrucke. Jedoch nicht unendliche Mischungen sondern diese beiden Varianten. Nachfolgend verschiedene originale Urmarken und Aufdrucke.

Die ungebraucht seltenste Marke mit Aufdruck ist die 1 Mark Rotaufdruck und die ist am Original besonders einfach zu prüfen. Die Marke ohne Aufdruck wurde zum Überdrucken neu aufgelegt. Die UV-Reaktion ist dunkler als bei der sogenannten "Goldtaube" der Urmarke MiNr. 959b und deutlich "grieseliger" als die MiNr. 959c. Ursache ist eine andere Mischung der Druckfarbe, die auch auf Fotos oder Scanns in den Linien dunklere Punkte erkennen lässt.

Originale der 1 Mark Taube unter UV-Licht mit 366nm

UV-Reaktion der Kontrollrat 1 Mark, Taube

Eine Fälschung

Aktuell wird eine Marke als schönes, gestempeltes Oberrandstück auf einer Auktion angeboten. Auf den ersten Blick sieht die Marke auch aus wie eine MiNr. 33 von Berlin. Jedes Detail verrät allerdings die Fälschung. Eine ähnliche Stempelform wie auf dieser Marke gab es in Berlin bei der Rohrpost im 19. Jahrhundert. Die Type war aber ein Kreisbrückenstempel ohne die Bogen oben und unten und es gab da keine Sterne rechts und links und es standen wesentlich mehr Informationen im Stempel. Nicht jeder kennt alle Stempel die Berlin der Jahre 1948/49 im Einsatz waren, aber im Michel-Katalog steht das Erstausgabedatum der Rotaufdruck 1 Mark. Das war am 21.3.1949. Der Falschstempel zeigt das Datum 12.7.48. Zu diesem Zeitpunkt waren selbst die Schwarzaufdrucke noch nicht erschienen. Am Aufdruck selbst kann man die Aufdruckfälschung auch anhand des Bildes erkennen. Das "RLI" steht genau auf einer der diagonalen Linien, das "N" steht eine ganze Linie darunter. Jedes der vorstehend genannten Merkmale reicht alleine, um die Marke als Fälschung zu erkennen.

1 Mark Rotaufdruck, Aufdruck und Stempel falsch

Jürgen Kraft, 27.9.2021

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